Stiftungsfest mit Siegi Götze voller Erfolg

Ein Hüter der Gerechtigkeit – aus dem OVB: Einen kulturellen Glanzpunkt setzten die Verantwortlichen der Diakonie im Achental anlässlich des vierten Stiftungsfestes: In der voll besetzten evangelischen Erlöserkirche begab sich Siegi Götze, musikalisch begleitet von der Mojer Stubnmusi, auf die Suche nach den Spuren, die der große bayerische Dichter Ludwig Thoma hinterlassen hat.

Der Vorsitzende der Stiftung Diakonie im Achental, Hans-Jürgen Rippler, betonte, Ziel der Stiftung sei es, die diakonische Arbeit im Achental, bei der Junge und Alte, Einsame oder Kranke unterstützt werden, langfristig finanziell zu sichern. Das gespendete Grundstockvermögen – oft aus Nachlässen oder Vermächtnissen – werde nicht angegriffen. Verwendet werden laut Rippler nur die Erträge. Da alle Helfer ehrenamtlich arbeiteten und die Stiftung selbst keine Personalkosten habe, werde jede Spende voll dem Stiftungszweck zugeführt. Zur aktuellen Situation der Stiftung berichtete Rippler, dass in diesem Jahr durch drei Mitbürger, die auf Geburtstagsgeschenke verzichtet hatten und stattdessen um Spenden für die Stiftung gebeten hatten, bereits 2.155 Euro gespendet worden seien. Das Stiftungsvermögen beläuft sich nach Angaben des Vorsitzenden insgesamt auf knapp 83.000 Euro. Im Jahr 2006 sei ein Ertrag von über 2.200 Euro erwirtschaftet worden.

Nach Abzug einer 30-prozentigen Wertsicherungsrücklage stehe dieser Betrag für diakonische und wohltätige Zwecke im Achental und zur Mitfinanzierung der halben Diakoniestelle der Gemeinde zur Verfügung. Nach dem Weggang von Diakonin Regina Reymann (wir berichteten) trete zu Beginn des neuen Jahres Diakon Michael Soergel seinen Dienst an, sagte Rippler.

Mit fundiertem Wissen und oft humorvollen Beiträgen zeigte Siegi Götze auf, dass Ludwig Thomas Spuren (1867 bis 1921) und die seiner Familie nicht nur in Prien und Traunstein, sondern auch im Achental und Seebruck zu finden sind.Bild 010 Am Gasthof „Jägerwinkel“ in Niedernfels, einem ehemaligen Forsthaus, ist beispielsweise eine Tafel mit der Aufschrift angebracht, dass hier von 1858 bis 1861 Max Thoma, Ludwig Thomas Vater, als königlicher Förster wohnte. Thoma schreibt selbst dazu: „Aus einem anregenden Kreise trat meine Mutter 1857 (Heirat), um ihrem Ehemanne nach Piesenhausen bei Marquartstein zu folgen. Und weiter: „In Piesenhausen wohnten meine Eltern mehrere Jahre in glücklicher Ehe, der zwei Kinder, mein Bruder Max und meine Schwester Marie, entsprossen“. Ein wertgeschätzter Freund sei dem Vater der Pfarrer von Grassau, ein passionierter Jäger, gewesen, berichtete Siegi Götze. Erzählt werde, dass der Geistliche einmal beim Messe lesen die Wandlung vergessen habe, weil vor der Kirche das Jagdhorn zum Aufbruch blies.

1865 wurde der Vater Ludwig Thomas nach Vorder-Riß bei Oberammergau versetzt. Vor 140 Jahren, genau am 21. Januar 1867, wurde dort Ludwig Thoma geboren und von Pfarrer Daisenberger getauft, der den wohl am längsten gespielten Text für die Oberammergauer Passionsspiele verfasste.

Zu der am ehemaligen Höllbräu, heute Stadtresidenz in Traunstein, angebrachten Tafel stellte Götze fest, dass die Jahreszahlen falsch seien. Schon am 1. September 1890 habe Thoma seinen Dienst am Amtsgericht in Traunstein begonnen, wozu er schrieb: „Ich wollte ein unbeugsamer Hüter der Gerechtigkeit sein. Von da ab brachte mir fast jeder Tag Enttäuschungen, bis ich von allen Illusionen geheilt war.“

An mehreren Zitaten zeigte Götze, dass Ludwig Thoma ein äußerst kritischer Jurist war, zum Beispiel schrieb er: „Der königliche Landgerichtsrat Alois Eschberger war ein guter Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand.“ Am Bezirksamt habe Thoma sehr gründlich gelernt, „wie sich die Vorgänge von selbst erledigen“, entweder durch „Liegenlassen“ oder ständiges „Hin- und Herschieben“, so Götze.

An Werkbeispielen wie Thomas erstem Roman „Andreas Vöst“ bewies Götze, dass Ludwig Thoma seine Gestalten meist aus dem wirklichen und erlebten Geschehen heraus scharf umrissen mit unvergleichlicher Detailschärfe darstellen konnte. Mit Georg Eisenberger, dem unvergessenen „Hutzenauer“ aus Ruhpolding, porträtierte er eine Chiemgauer Gestalt, die tatsächlich wegen des Tragens seiner Gebirgstracht mehrfach von Uniformierten attackiert wurde, besonders wenn Eisenberger wieder einmal Erster Klasse zum Regieren von Ruhpolding nach Berlin fahren musste.

Die literarischen Beiträge untermalte die Mojer Stubnmusi aus Rottau mit getragenen Melodien vom „Deutschen Tanz aus Kastlruth“ bis zum „Söchtenauer Harfenlandler“. gi

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